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Taillon
8-9h, 14km
Schwierig
Eispickel, Grödel oder Steigeisen, Wanderstöcke.
Juni – September
Mit dem Auto von Gavarnie in 25min oder von Argelès-Gazost in 60min zum Parkplatz am Col de Tentes. Dieser Parkplatz ist kostenlos.


Frühsommerliche Hochtour auf den Taillon
Der Taillon ist ein 3144m hoher Gipfel in den Zentralpyrenäen und befindet sich auf der französisch-spanischen Grenze. Seine relativ einfache Zugänglichkeit macht ihn zu einem beliebten 3000er-Bergziel. Dieser kann sowohl von der französischer als auch von der spanischen Seite aus bestiegen werden. Dabei führt der gemeinsame Weg über die bekannte Brèche de Roland und über den Bergrücken der Ländergrenze. Die hier beschriebene Tour startet auf französischer Seite am Col de Tentes im Nationalpark Pyrenäen und verläuft über die Refuge de la Brèche de Roland. Die Wegmarkierung ist zweckmäßig nach Zwischenzielen beschildert und durch Steinmänner sowie rote Punkte ergänzt. Bei dieser Tour können insbesondere im Frühsommer noch Unmengen an Schnee liegen, weshalb Eispickel und Grödel sehr zu empfehlen sind.

Tourenbeschreibung
Wanderung unterhalb der massiven Nordwand des Taillon
Wir starten am Parkplatz Col de Tentes mit grandiosem Blick auf die mächtige Taillon-Nordwand. Der Weg verläuft nun zunächst auf befestigtem Untergrund, anschließend auf schottrigem Pfad oberhalb des grünen Vallée des Pouey Aspé zum Port de Boucharo (2771m). Dabei können wir uns am Anblick einiger im Hang umherlaufender Murmeltiere erfreuen. Von hier geht es weiter nach links den Hang hinauf und weiter unterhalb der Nordwand des Taillon.

Hier finden wir bereits den ersten Schnee vor, sodass wir uns neben sichtbaren Markierungen überwiegend an den Trittspuren am Schnee orientieren. Nach einer Weile ziehen wir uns Grödel an, um im immer steileren Hang und an sichtbaren Schneelöchern nicht den Halt zu verlieren. Nachdem wir nun den wesentlichen Teil unterhalb der massiven Felswand entlanggewandert sind, biegen wir an der Gabelung sehr steil Richtung Bergscharte hinauf.

Schneereicher Steilanstieg zum Refuge de la Brèche de Roland
Wir folgen mit Vorsicht der Schneespur steil aufwärts. An einigen Stellen können wir durch große Löcher im Schnee den darunter befindlichen Wasserfall erkennen. Diese Stellen umlaufen wir weitläufig.

Der Weg geht in Serpentinen weiter bis die Steigung etwas abflacht. Nun können wir bereits die Col des Sarradets erkennen. Normalerweise befindet sich auf diesem Aufstieg ein einfacher Klettersteig, der durch den Schnee vollständig verdeckt ist. Zu unserer Rechten sehen wir den Taillon sowie seinen Gletscher Glacier du Taillon. Nachdem wir endlich die Scharte erreicht haben, sehen wir die Berghütte Refuge de la Brèche de Roland sowie den bekannten Cirque de Gavarnie. Bis zur Hütte sind es noch wenige Meter, wo wir eine Kaffeepause einlegen, um die wunderbare Aussicht zu genießen.

Brèche de Roland: Riesige Felsbresche an der Grenze zu Spanien
Von der Hütte aus sehen wir unser nächstes Zwischenziel – die Brèche de Roland. Dieses Pyrenäen-Wahrzeichen erreichen wir über einen steilen, aber einfachen Aufstieg durch Schnee.

Zunächst geradewegs hoch, dann in zahlreichen Serpentinen bis zu einer Art Schulter. Einige Wanderer, die uns entgegenkommen, rutschen sogar den Weg hinab zur Hütte. Wir müssen allerdings als nächstes einen großen Rechtsbogen laufen, um anschließen im Hang der Felsbresche hochzusteigen.

Kurz vor dem Übergang nach Spanien geht es über Felsen und Stufen, teilweise müssen wir unsere Hände benutzen. Zwischen den Felsmauern eröffnen sich uns atemberaubende Ausblicke zurück zur Hütte sowie auf die spanische Seite. Bereits bis hierhin hat sich die Wanderung schon gelohnt, daher pausieren wir hier ausgiebig bevor der finale Anstieg zum Taillon folgt.

Gratwanderung zum Gipfel des Taillon
Von der bekannten Felsbresche geht es nun westwärts Richtung Taillon. Dabei wandern wir im Steilhang unterhalb der massiven Felswand der Pointe Bazillac in einer Schneespur. Ein Blick zurück zur Brèche de Roland erweist sich als besonders interessant, da der östliche Teil der Bresche aussieht wie ein massives, versteinertest Schiff. Leider ziehen vermehrt Wolken auf, sodass wir den Taillon nicht mehr sehen können. Der Ausblick nach Spanien ist dennoch wunderschön.

Nach kurzer Zeit erreichen wir die Fausse Brèche, wo wir wieder auf die französische Seite wechseln. Über Felsen geht es nah heran an die vor uns liegende Felsnadel. Hier ist absolute Vorsicht geboten, denn ein kurzes, aber steiles Stück führt über ein Eisbrett, welche man als Schlüsselstelle bezeichnen könnte. Anschließend verläuft der Weg über einen Grat. Der folgende Abschnitt ist sicherlich eines der absoluten Highlights dieser Tour, da man grandiose Blicke in beide Richtung erhält und der Taillon direkt vor uns liegt. Der Gratweg ist zum Teil schneebedeckt, weshalb auch hier wieder Vorsicht geboten ist. Allmählich geht dieser Weg in den Anstieg zum Taillon über, wo wir aufgrund der exponierten Lage nur noch wenig Schnee vorfinden. Die Schneeausrüstung verbleibt somit im Rucksack.

Über Felsen, Schutt und Geröll folgen wir der Markierung den Berg hinauf in eine dicke Wolkendecke. Am Gipfel auf 3144m erwartet uns eine Steinmann mit einem provisorischen Kreuz aus Stöcken sowie einem Stein mit der Aufschrift „Pico Taillon“. Es ist kühl und feucht; der Blick verliert sich in dichten Wolken. Beim Abstieg unterschreiten wir die Wolkendecke allerdings wieder zügig und haben vermutlich einen ähnlichen Ausblick wie vom Gipfel selbst. Der Rückweg führt über den Aufstiegsroute. Vorsicht ist insbesondere nach dem Mittag geboten, da der Schnee antaut und dieser selbst mit Grödeln anfängt rutschig zu werden.

Mein Fazit
Der Aufstieg zum Taillon ist ein ganz besonderes Wandererlebnis in den Pyrenäen. Neben der relativ einfachen Zugänglichkeit eines 3000er-Gipfels glänz diese Tour durch abwechslungsreiche Abschnitte sowie Naturhighlights. Zu letzteren zählen die massive Felsbresche Brèche de Roland, der Blick auf den Cirque de Gavarnie, der Fernblick hinein in das Ordesa Valley und der Gratweg auf den Landesgrenzen. Als Frühsommertour muss Schnee und Eis auf dem Weg in der Tourenplanung berücksichtigt werden!