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Alternative "W"
4 Tage, 81km
Mittel
Keine Besonderheiten
November – April
Mit Bus oder Auto von Punta Arenas oder Puerto Natales zum Eingang Amarga des Torres del Paine NP. Das Erreichen der einzelnen Etappenstartpunkte wird in der Tourenbeschreibung ausgehend vom Eingang Amarga beschrieben.


Das Alternative „W“: Etappen- oder Fernwanderung
Der Torres del Paine Nationalpark befindet sich im Süden Chiles und ist Teil der Patagonische Anden. Der Nationalpark ist bekannt für seine Seen, spitzen Berge und Gletscher sowie für seine unglaublichen Weiten. Das Wetter ist häufig sehr windig und vor allem sehr unbeständig. Hinzu kommt, dass das Wetter allgemein im gesamten Park sehr unterschiedliche ist; während es im Osten mildere Temperature und weniger Regen gibt, ist dies im Westen kühler und zugleich nasser. Die beste Wanderzeit ist von Novermber bis Mitte März, da im Patagonischen Sommer die Temperaturen deutlich milder sind als im Rest des Jahres.
Die Wildheit Patagoniens zeigt sich nicht nur im harschen Wetter, sondern auch in seiner Fauna. In dieser Region gibt es noch zahlreiche der bedrohten Andencondore, aber auch Pumas, Guanacos (Andenlamas), Huemuls (Andenhirsche), Flamingos und Nandus, wovon man einige sehr wahrscheinlich zu sehen bekommt. Eine Parkeintrittsgebühr (Stand 01.01.2020) von 25.000 CLP für einen Tag bzw. 35.000 CLP für mehr als drei Tage ist am Parkeingang in Cash zu bezahlen. Des Weiteren muss man sich vor Ort eintragen und angeben, welche Aktivitäten man plant. Ihr erreicht den Nationalparkeingang Laguna Amarga mit Auto recht einfach von Puerto Natales (100-120km). Die Anfahrten mit dem Auto zu den jeweiligen Startpunkten der einzelnen Abschnitte findet Ihr unten bei den Etappen.
Warum das Alternative „W“ wandern?
Eine Alternative zu den Klassikern
Im Park gibt es zwei bekannte Fernwanderrouten, den „O“- und den „W“-Trek. Während Das „O“, auch Circuito genannt, um das gesamte Zentralmassiv herumläuft (125km), führt das „W“ im Westen am Lago Grey entlang, im Süden entlang des Lago Nordenskjöld und hinein in die zwei Täler Valle del Francés und Valle Ascencio (78km). Das hier vorgestellte Alternative „W“ (81km) beinhaltet statt des Valle Francés den Ostabschnitt in der Ebene des Río Paine bis Serón, womit es ebenfalls die „W“-Form aufweist. Die zusammengestellten Abschnitte des Alternativen „W“ können somit auch als einzelne und individuell gewählte Tagstouren begangen werden, ohne die zwingend notwendigen Reservierungen an den Lodges oder Campsites zu buchen. Einzig der Abschnitt nach Serón wird als unidirektional angegeben, womit eine Reservierung des Campamento Serón einhergeht. Allerdings kann man diesen Weg natürlich auch problemlos wieder zurücklaufen.
Buchungsunabhängig Wandern auf dem Alternativen „W“
Es kann unter Umständen als Fernwanderer schwierig sein, alle gewünschten Campsites in der richtigen Reihenfolge und zum richtigen Datum gebucht zu bekommen, da die Nachfrage recht hoch ist. Alle Buchungen müssen im Voraus getätigt werden! Des Weiteren ist man bei Vorausbuchung auch an das gegeben Wetter gebunden, was vor allem bei niedrigem Wolkenstand am Highlight der Torres del Paine sehr schade ist – besonders hier ist ein klarer Himmel wünschenswert. Das Alternative „W“ ist deshalb besonders für diejenige geeignet, die nicht zelten möchten, die keine Reservierung mehr bekommen konnten, die ungern einen schweren Rucksack tragen möchten oder für diejenigen, die einfach spontan entscheiden möchten.
Tourenbeschreibung
1. Tag: Parkplatz Torres del Paine Welcome Center – Campamento Serón (hin+rück: 8h, 18km)
Der erste Wandertag auf diesem wunderschönen Flecken Erde beginnt mit der Zufahrt vom Eingang Laguna Amarga zum Torres del Paine Welcome Center, wozu wir direkt hinter der Administration der CONAF dem Weg nach rechts für ca. 7km folgen bis wir auf einen relativ großen Parkplatz treffen. Hier beginnt die Tagestour bei durchaus gutem Wetter.
Zunächst laufen wir hinter dem Welcome Center einen Pfad bergauf, passieren kurze Zeit später das Ecocamp und treffen auf den Trail des „W“. Fortan folgend wir der Beschilderung nach Serón in Richtung Nordosten. Die Wegführung ist überwiegend ein matschiger Pfad, der im Auf und Ab um die Gebirgskette herum verläuft. Es bieten sich dabei immer wieder tolle Weitblicke. Aber aufgepasst, es kommen einem immer wieder Pferde entgegen, denen wir Platz machen müssen. Nach einiger Zeit erreichen wir einen Waldabschnitt, dessen urige und stark verzweigte Bäumen bei mir den Gedanken an einen Märchenwald aufkommen lassen. Dieser dünnt nach und nach aus bis wir über das wunderschöne und weitläufige Río Paine Tal blicken können.

Den Abstieg zum Fluss haben wir hier allerdings noch vor uns. Dieser ist langgezogen und bietet genussvolle Weitblicke – wir können den Weg in der Ferne nur erahnen. Nachdem wir ein Gatter passiert haben, treten wir in das Río Paine Tal ein. Wir müssen nun einen Seitenarm des Río Paine über- bzw. durchqueren. Mit etwas Geduld haben wir es mit trockenen Füßen auf die andere Flussseite geschafft. Dennoch bleibt uns der fortlaufende sehr matschige Weg durch die offene Fläche nicht erspart.

Wir begegnen mehrmals Wildpferden, die fröhlich am Grasen sind. An einem Punkt auf dem fortgeschrittenen Weg durch das Tal sind uns rote Fähnchen aufgefallen, die uns irritierten. Da der Weg immer matschiger wurde, haben wir gedacht, dass dies eine Markierung eines alternativen Wegs nach Serón sei. Später sollte sich herausstellen, dass wir damit richtig lagen, denn das Río Paine Tal war zum Teil überflutet. Der neu markierte Weg führte uns durch viel Gestrüpp und auf engen, matschigen Pfaden bis zum Campamento Serón. Man muss bei den Dornenbüschen unbedingt aufpassen, dass man sich seine Kleidung nicht zerreißt. Den aussichtsreichen und abenteuerlichen Weg laufen wir auf dem Hinweg wieder zurück.
2. Tag: Parkplatz Torres del Paine Welcome Center – Mirador las Torres (hin+rück: 9h, 18km)
Der zweite Tag auf dem Alternativen „W“ verzaubert uns mit blauem Himmel, passend für einen Besuch der Torres del Paine. Die Anfahrt entspricht derjenigen des ersten Tages.
Vom Parkplatz des Welcome Centers laufen wir für ca. 1,5km auf Wanderwegen parallel zur Straße bis zum Hotel las Torres Patagonia. Der Mirador las Torres ist hier bereits ausgeschildert, so dass wir entspannt dem Weg folgen. Nachdem wir zwei Brücken überquert haben, befinden wir uns auf der Westseite des Río Ascencio, wo der eigentliche Anstieg in das Valle Ascencio beginnt. Immer oberhalb des Río Ascencio steigen wir allmählich unter zum Teil extrem starkem Gegenwind auf, der so stark ist, dass wir uns stehend in den Wind lehnen, um nicht umgepustet zu werden. Der schmale Pfad aus Schutt windet sich ins Tal hinein und wird teilweise durch Murenabgänge unterbrochen; hier ist Vorsicht geboten, da diese Passagen nicht wirklich fest sind.

Nach einer Weile steigen wir zum Río Ascencio hinab und überqueren diesen über befestigte Brücken. Auf der Ostseite passieren wir das Campamento Chileno, von wo aus wir die Spitzen der Torres del Paine erblicken können, und folgend dem Weg durch einen schönen Waldabschnitt. An der nächsten Brücke wechseln wir erneut die Flussseite, um fortan über 400 Höhenmeter steil aufzusteigen. Dabei passieren wir ein Plateau, wo sich das Campamento Torres und eine Rangerstation befinden. Hier sammeln wir nochmal Kräfte und essen etwas, bis wir den finalen Anstieg zur Moräne angehen. Der Weg führt uns über felsige Steilpassagen und kurz vor dem Ziel sogar noch über riesige Felsen, die wir teilweise überklettern müssen. Nun haben wir es nach guten vier Stunden endlich geschafft und werden mit einem wunderschönem Bergpanorama belohnt.

Der Kontrast zwischen blauem Himmel und der grünen Lagune ist ein absoluter Hingucker. Wir verbringen trotz immer wiederkehrender, starker Windböen am Mirador las Torres eine gute Stunde, da es uns einfach extrem gut gefällt. Die Anzahl der Besucher verläuft sich hier an der Lagune recht gut, so dass man die Kulisse ungestört genießen kann. In einem guten Tempo und mit schönem Weitblick geht es auf dem Hinweg zurück zum Parkplatz, wo diese Traumtour endet.

3. Tag: Parkplatz Torres del Paine Welcome Center – Refugio Los Cuernos (hin+rück: 9h, 22km)
Leicht bewölkt beginnt der dritte Wandertag im Torres del Paine Nationalpark. Wir starten erneut am Welcome Center und folgen dem Weg bis zum Aufstieg ins Valle Ascencio analog zum Vortag. Ab hier geht es für uns allerdings weiter in Richtung Lago Nordenskjöld. Dabei passieren wir eine schöne Lagune. Von hier aus sehen wir bereits den Lago Nordenskjöld, nähern uns ihm noch etwas, aber verbleiben auf einem Höhenweg oberhalb des Sees. Wir wandern durch weitsichtiges und offenes Gelände immer geradeaus im leichten Auf und Ab. Dabei überqueren wir einige Zuflüsse zum Lago Nordenskjöld auf Brücken oder Geröllfeldern. Zu unserer Rechten begleitet uns der Berg Almirante Nieto (2670m) für die überwiegende Wanderung.

Nachdem wir eine Art Halbinsel erblicken, die in den Lago Nordenskjöld hineinragt biegen, wir berauf nach rechts auf einen Sattel. Von hier aus fallen uns sowohl die Cuernos als auch der Paine Grande ins Auge. Auf einem kleinen Aussichtshügel erhält man noch einen etwas besseren Ausblick auf die Gipfel und den See.

Es folgt noch ein kleiner Anstieg, wonach es bis zum Refugio Los Cuernos nur noch bergab geht. Der Abschnitt verläuft auf schmalem Pfad durch Ansammlungen von Südbuchen. Darüber hinaus kann man einige Kondore und Adler in der Nähe der Cuernos kreisen sehen, was uns ab und zu zum Stehen und Staunen bringt.

Am Camp angekommen gönnen wir uns eine Mate an der Bar. So langsam ziehen dunkle Wolken auf, was die mächtigen Cuernos, die direkt über dem Camp thronen, bedrohlich anmuten lassen. Da wir nicht in einen kalten Regenschauer kommen wollen, wandern wir zurück. Trotz des gleichen Wegs bekommen wir ganz neue Perspektiven auf den Lago Nordensjköld, der sicherlich eines dieser Tourenhighlights darstellt.

4. Tag: Paine Grande – Glaciar Grey (hin+rück: 9h, 23km)
Für den letzten Wandertag müssen wir sehr früh aufbrechen, um den ersten Katamaran über den Lago Pehoé zu bekommen. Vom Eingang Amarga erreichen wir mit dem Auto in ca. einer Stunde den Fährableger bei Pudeto am Lago Pehoé nahe des Salto Grande. Die Katamaranfahrt kostet 28.000 CLP (Stand 2018) und dauert 30min bis zum Anleger der Paine Grande Lodge, wo der eigentliche Wanderstartpunkt ist. Da sich die Abfahrtszeiten jährlich und auch saisonbedingt ändern, solltet ihr euch zuvor beim Katamaranbetreiber informieren. Man berücksichtige, dass die Wanderung 8-10h dauert und das Zeitfenster zwischen erster und letzter Überfahrt begrenzt ist.
Während der Katamaranfahrt über den Lago Pehoé solltet ihr anfangs in Fahrtrichtung rechts einen Blick auf den Salto Grande und seinen Canyon werfen. Hierbei handelt es sich um den größten Wasserfall des Nationalparks. Die weitere Fahrt über bleiben wir allerdings im Inneren des Katamarans und beobachten die Szenerie durch die Bootsfenster, da es durch den Fahrtwind sehr kalt ist. Nachdem wir angelegt haben, passieren wir die Paine Grande Logde, um auf den Wanderweg Richtung Refugio Grey zu gelangen.
Im ersten Abschnitt durchlaufen wir das mit Gräsern und Sträuchern bewachsene Tal „Quebrada de los Vientos“ im leichten Anstieg bis wir die Laguna los Patos erreichen. Es ist stark bewölkt, kalt und windig. Egal in welche Richtung wir uns drehen, wir haben gefühlt immer den Wind im Gesicht.

Bis zum Grey Lookout geht es weiter bergauf parallel zum Lago Grey, auf dessen Oberfläche immer mal wieder tiefblaue Eisbrocken schwimmen. Leider sieht man in diesem Abschnitt noch immer Auswirkungen eines Großbrandes aus dem Jahr 2012. Offene Flächen mit zum Teil verkohlten Bäumen und eine sich nur langsam erholende Natur. Den Grey Aussichtspunkt erreichen wir durch einen kurzen Abzweig von der Hauptroute. Es ist extrem windig und dies vor allem auf dem offenen Hang des Aussichtspunktes. Zudem wird es immer bedeckter und dunkler am Himmel. Dennoch lohnt sich der kurze Abstecher, der uns mit tollen Fernblicken auf den Grey Gletscher belohnt. Den weiteren Routenverlauf können wir erahnen, da es fortan bergab geht.

Im Abstieg laufen wir zunächst eine Weile bis zu einer kleinen Brücke, die uns über den Río Olguín bringt. Kurze Zeit später treffen wir bereits auf die Grey Lodge. Hier sind wir allerdings noch nicht an unserem Tagesziel angekommen, sondern wandern weiter durch bewaldete Hänge zur „ersten“ Hängebrücke. Von diesem Spot aus hat man einen wunderbaren Blick auf den Grey Gletscher, der durch seine intensive blaue Farbe einen Kontrast zu seiner Umgebung bildet. Vor der Gletscherzunge schwimmt eine riesige Eisinsel, die sich kaum im Wind bewegt. Bevor es aus zeitlichen Gründen wieder zurück geht, wollen wir natürlich einmal über die Brücke laufen. Ein Abenteuer für sich ist das starke geschaukel durch den immensen Wind.



Auf dem Rückweg machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Mirador Glaciar Grey, der sich direkt gegenüber der Gletscherzunge befindet. Wir erreichen, diesen durch einen kurzen Abzweig bevor wir zur Grey Lodge gelangen. Auch hier ist es wieder extrem windig, aber die Aussicht ist aufgrund der Nähe nochmals besser als vom Grey Lookout. In der Bucht schwimmen hellblaue Eisbruchstücke, die sich dort über die Zeit angesammelt haben. Nachdem es angefangen hat zu regen, brechen wir auf. Dass es ein waagerechter Regensturm wird, hätten wir dann doch nicht gedacht. Nach kurzer Zeit sind sowohl unsere Regenjacken durchnässt als auch unsere Wanderschuhe von oben mit Wasser befüllt. Auf dem Katamaran konnten wir dann endlich bei klirrender Kälte unsere Kleidung wechseln und unsere Schuhe ausgießen. Diese Tour wird uns wohl unter der Kategorie „Patagonisches Wetter“ in Erinnerung bleiben.

Mein Fazit
Für mich ist das Alternative „W“ einer der besten Fernwanderwege, den ich bisher gelaufen bin. Die Weiten und das harsche Wetter muss man als Wanderer einfach mal erlebt haben. Starkregen, der waagerecht durch den massiven Wind befördert wird, ist eines dieser Wetterphänomene, die man als Europäer eher selten miterlebt. Das Beobachten des Andencondors, bei seinen Gleitflügen ist ebenfalls einer dieser Besonderen Momente, die einen schier erstaunen.
Die Fernroute bietet sehr viel Abwechslung und so einige Highlights, die in Erinnerung bleiben, wie die Los Cuernos mit ihren verschiedenfarbigen Gesteinsschichten, der eisbedeckte Paine Grande, die Idylle der Río Paine-Ebene oder aber der blaue Grey Gletscher aus etlichen Perspektiven. Mein absolutes Highlight ist allerdings der Aufstieg zu den Türmen „Torres del Paine“ und ihrem Gletscher mit See. Die skurrilen Türmen sind einfach unbeschreiblich schön in ihre Umgebung integriert. Kurzum, das Alternative „W“ und der Besuch des Torres del Paine Nationalparks sind eine Reise um die Welt wert.